Samstag, 4. Juni 2011

Trekkin Part IV: Der Abstieg

Tag 9:
Es war ein wirklich wunderschöner Sonnenaufgang mit blauem Himmel und fantastischer Sicht. Dort oben zeigt Dir die Natur, wie klein und unwichtig der Mensch doch eigentlich ist (ich habe es am eigenen Leib erfahren). Der Himalaya wirkt wie ein Riese, den nichts erschüttern kann. Er wird da sein, wenn die Menschheit sich längst selbst zerstört hat, und dieses Bild vermittelt er einem auch dort oben. Schönheit und Kraft pur!



Nach intensivem Fotoshooting der Annapurnaregion begann jedoch mein persönlicher Alptraum für meine Knie. Es begann bereits beim Abstieg zum MBC, dass mir mein linkes Knie so wehtat, dass ich quasi nur das rechte belasten konnte. Ich bin so ein Invalid, unglaublich. Ich kam mir richtig alt vor. Die jungen Mädels und v.a. die Träger mit ordentlich Gewicht sind so easy den Berg runtergehüpft und ich habe jede Stufe einzeln nehmen müssen, und zwar seitlich. Trotz Paracetamol und Voltaren zeigte sich keine wesentliche Besserung, so dass ich nur langsam gehen konnte. Na dann viel Spass bei einem normalem Programm von eh schon 7h Berg runter.



Bild: Fishtail-Mountain bzw. Spitze des Machhapuchhre (6997m)

Es hiess einfach Zähne zusammenbeißen und runter da. Um 17 Uhr haben Julia und Phurba fidel und ich gerade so das Ziel Bamboo erreicht. Nach kurzer Erholungspause war dann auch endlich nach drei Tagen wieder duschen angesagt, da es warmes Wasser gab. Pizza und Cheese Potatoes zum Abendessen und dann früh ins Bett, da es morgen wieder 6-7h Berg hoch und runter gehen sollte. Zum Abendschmankerl noch eine Voltaren. Na dann Gute Nacht.


Tag 10: 
Nach einer doch eher unruhigen Nacht ging es am nächsten Morgen weiter. Das Wetter war nun auf unserer Seite und es war die ganze Zeit angenehm warm, aber nicht zu heiß. Trotzdem mussten wir die ersten 4h ständig hoch und runter und v.a. die 2178 Stufen nach Chomrong rauf. Ich glaube ich war die ganze Zeit Dauerhigh oder in Trance. Ich bin einfach nur gelaufen, während Julia schön die Stufen gezählt hat und Phurba schön jede einzelne nachzählte. Haben die keine eigenen Probleme? Da ging es übrigens hinauf.


Ich hätte mein Knie am liebsten bei Woolworth auf dem Krabbeltisch eingetauscht. Als wir dann endlich oben angekommen sind und wir Mittag gegessen hatten (völlig verölte Spaghetti, die auch noch widerlich geschmeckt haben => zum ersten Mal schlechte Spaghetti, das muss auch erwähnt werden!), sorgte Phurba für eine absolute Stimmungsaufhellung bei mir. 


Meine Knie hatten eigentlich schon die gleiche Konsistenz wie meine labbrig, verölten Spaghettis, mussten wir jedoch nochmal ca. 1,5h nur steil bergab laufen bis zu den Hot Springs. Und alles Stufen. Tolle Überraschung. Hätte ich meine Stöcke nicht gehabt (beste Investition ever für 7 Euro!!!), ich hätte mich wie ein kleines Kind auf den Boden gelegt und geschrien. Ich wollte nicht mehr bergrunter. Vor allem merkte ich bei jeder Stufe runter wie die labbrigen, verölten Spaghettis (die mir wohl nicht so gut bekommen sind) in meinem Bauch von einer in die andere Ecke schwappten. Auf Deutsch, mir war auch noch speiübel.  Man war ich eine Partybremse. Völlig verzweifelt unten angekommen, habe ich so etwas von dermaßen auf die Hot Springs verzichtet (das wären weitere 20 min Berg runter und 35min Berg wieder hoch gewesen), dass Montezuma wohl dachte, die Chance nutze ich und versaue dem Pützi mal so richtig den Tag. Ich war nur froh, dass die eine europäische Toilette hatten. Zum Abendessen gab es Cheese-Maccaroni und Cola mit Brühe (fragt mal für wen?).
Laut unseren jungen holländischen Begleiterinnen haben sich die Hot Springs aber nicht gelohnt.


Tag 11: 
Der Letzte Tag! Nach dieser Nacht wollte ich nur noch das Ziel erreichen. Ich habe freiwillig auf das Frühstück verzichtet (Sorry, es gab eine Cola!) und wir haben uns auf die letzte Etappe gemacht. Es war heiss und es ging weitere 7h heute zum Glück nur leicht den Berg herunter. Meine Knie haben es genossen. Es war traumhaftes Wetter, tolle Aussicht und ein breiter Weg. Den Rest müsst Ihr Julia fragen. Ich war nur damit beschäftigt bergrunter alles unter Kontrolle zu behalten und Montezuma zu bekämpfen. Im Nachhinein war für uns alle (auch für die Holländerinnen) der letzte Tag der Schwerste. In jedem einzelnen von uns kreiste der Gedanke: Runter, egal wie!!!
Entweder hat die Motivation nachgelassen, da wir „unser Ziel“ ja bereits erreicht haben oder das Runterlaufen hat uns alle weich gekocht.
Nichts desto trotz war es eine wirklich atemberaubende Etappe unserer Reise, die ich nie missen möchte. Fantastische Ausblicke, das Erleben schneller Wetterwechsel in den Bergen, die Unantastbarkeit der Berge, die Faszination der Natur, aber auch das Erreichen des Ziels machten das Trekking zu einem unvergesslichem Erlebnis. 
Jedoch auch das Taxi, das uns dann auf dem schnellsten Weg nach Hause zurückgebracht hat!



Abends haben wir dann noch mit Phurba abendgegessen (d.h. Julia) und ein vorzügliches Dal Bhat genossen, bevor es Abschied nehmen hiess. Phurba ist am nächsten Morgen um 7 Uhr zurück nach Kathmandu gefahren, während wir noch in Pokhara blieben. Trotz der kleinen Sprachbarrieren (Julia konnte am Ende recht gut nepalesisch) entwickelte sich doch in der kurzen Zeit eine tolle Gemeinschaft mit unserem Guide und Träger und es war ein sehr, sehr trauriger Abschied. Wir werden unseren Mr. Uno jedoch nie vergessen, wie er immer strahlend mit 20kg den Berg hoch und runtergelaufen ist, wie er uns beim Kartenspielen abgezockt hat und sich gefreut hat wie ein kleines Kind und wie er uns von seiner Familie und seinem Leben im „Village“ mit strengen Regeln und strengem Tagesablauf erzählt hat. Danke Phurba für Deine Hilfe, deine ständige Aufmerksamkeit und dein fröhliches Gemüt.



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